Siziliens Geschichte

Lassen Sie sich in die Vergangenheit entführen

Geschichte

Die Geschichte Siziliens

Die Süditalien vorgelagerte Insel Sizilien kann eine lange, reiche und multikulturelle Geschichte als einer der begehrtesten Orte des Mittelmeers vorweisen. Über 3.000 Jahre lang entdeckten und eroberten unzählige Zivilisationen Sizilien und hinterliessen dabei ihre Spuren: von den alten Griechen und Römern bis zu den normannischen und arabischen Herrschern, die den sizilianischen Boden kultivieren wollten. Das Erbe der Insel wirkt daher wie ein bunter Flickenteppich aus Kunst, Architektur, Kochkunst und Geschichte, der den Schmelztiegel der Kulturen widerspiegelt, die diese wunderschöne Insel einst ihr Zuhause nannten.

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Antike Kulturen

Machen Sie eine Zeitreise und besichtigen Sie die Höhlen Nordwestsiziliens, wo Spuren der ältesten auf der Insel heimisch gewordenen Zivilisationen noch heute zu sehen sind. In diesen einzigartigen Grotten dekorieren komplizierte Höhlenmalereien die Wände. Ein hervorragendes Beispiel für paläolithische und mesolithische Kunst und Gesellschaftsstrukturen.

Man geht davon aus, dass Siziliens erste Bewohner ungefähr 5.000 v. Chr. auf der Insel ankamen. Die Sikaner aus Nordafrika, die Sikuler aus Latium (Italien) und die Elymer aus Griechenland bereiteten 900 v. Chr. den Weg für die Phönizier, die in Nordafrika die antike Stadt Karthago gründeten und Palermo als ihr Machtzentrum in Sizilien errichteten. Sie wurden als die mächtigen Karthager bekannt, die in der sizilianischen Geschichte eine zentrale Rolle spielten, was man heute in den rätselhaften Ruinen von Mozia noch spüren kann.

Der fruchtbare Boden und die Vielzahl von Naturerzeugnissen, wie Oliven und Weinreben, machten die alten Griechen auf Sizilien aufmerksam, die um das Jahr 750 v. Chr. in Naxos ankamen. Begierig auf die ergiebigen Handelsmöglichkeiten, die diese reiche Insel versprach, kolonisierten die Griechen sie und einen Grossteil Süditaliens, und nannten die Region Magna Graecia oder Grossgriechenland.  

Die Überreste der griechischen Antike sind eine der Hauptattraktionen im modernen Sizilien, mit archäologischen Fundstätten von Weltrang in Agrigent, Segesta, Selinunt und Herakleia Minoa, um nur einige wenige zu nennen. Diese Phase ist von starken Unruhen geprägt, da die Insel über ein Jahrhundert lang Schauplatz bitterer Rivalitäten zwischen griechischen Siedlungen und karthagischen Machtzentren ist. Während der sizilianischen Kriege war die Insel heiss umkämpft, bis die Karthager in der Schlacht bei Himera 480 v. Chr. stark geschwächt wurden, was einen Wendepunkt in der Geschichte des Landes darstellte.

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Doch die Karthager kamen etwas später wieder an die Macht und wurden erst mit der Ankunft der Römer, die Sizilien in ihr mächtiges Reich aufnahmen, endgültig vertrieben. Damit begannen über 500 Jahre römischer Herrschaft, eine Herrschaft, die Sizilien als ‘Kornkammer Roms’ eigentlich aufblühen lassen und reich machen sollte. Leider war die Korruption unter römischer Herrschaft allgegenwärtig und diese Vision zum Scheitern verurteilt, was schlussendlich zum Niedergang des Reiches führte. 

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Das Erbe, das die Römer auf Sizilien hinterliessen, kann man vielerorts immer noch sehen: Die Villa Romana del Casale zeigt den bei den Römern beliebten luxuriösen Lebensstil auf und im griechisch-römischen Theater von Taormina, mit seinem atemberaubenden Blick auf den Ätna, werden heute noch Stücke aufgeführt.

Der Aufschwung Siziliens

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Erst im 9. Jahrhundert erkannte Sizilien die eigenen Möglichkeiten. Zu dieser Zeit eroberten und beherrschten Araber, Berber und Sarazenen die Insel und kultivierten den Boden. Hochentwickelte Bewässerungssysteme und geschätzte Produkte wie Orangen und Zitronen wurden eingeführt, und Arabiens Kunst, Literatur und Zahlensystem verbreiteten sich auf der ganzen Insel. 

Die sizilianische Wirtschaft boomte unter arabischer Herrschaft. Landwirtschaft, Bergbau und Handel florierten, und die Insel genoss eine Phase der religiösen Toleranz. Palermo wurde zur Hauptstadt des Landes ernannt und es heisst, dass dort auf dem Höhepunkt arabischer Macht mehr als 100 Moscheen standen.

Doch der Aufschwung machte die Insel noch begehrenswerter für Europäer, die aus diesem Erfolg Nutzen ziehen wollten. 

Die bedeutendsten Eindringlinge waren die Normannen, die Sizilien in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts eroberten, was zu einem Goldenen Zeitalter führte, in dem die verschiedenen Kulturen friedlich zusammenlebten, und Muslime, Juden, Christen und Byzantiner alle einen Platz in der Gesellschaft hatten. Diese von König Roger geförderte bunte und tolerante Lebensart hatte eine unvorstellbare Verschmelzung architektonischer Stile zur Folge, eine Verbindung arabischer Elemente mit byzantinischen Besonderheiten, die heute als ‘Sizilianische Romantik’ bezeichnet wird. Dieser ganz besondere Kunst- und Architekturstil ist in den Kirchen und Kathedralen von Palermo, Cefalù und Monreale zu sehen, im Palazzo dei Normanni (dem Normannenpalast) und in der Capella Palatina (der Palatinischen Kapelle), ebenso wie im prächtigen Kastell von Erice.

Die Normannen genossen einen verschwenderischen Lebensstil, und König Roger liess viele Paläste und Monumente bauen. Palermo florierte unter normannischer Herrschaft und avancierte zur reichsten Stadt Siziliens. Doch diese dekadente Phase hielt nicht lange an, und nach nur einem Jahrhundert endete die normannische Dynastie. Sie wurde 1194 durch Friedrich II und die Staufer abgelöst.

Eine Abfolge von Herrschern 

Mit dem Niedergang der Normannen begann eine Reihe von Revolutionen. Unruhen und Aufstände unterwanderten das Land erneut, mit Konflikten zwischen christlicher und muslimischer Bevölkerung als Folge der Kreuzzüge, und das, obwohl König Friedrich für seine religiöse Toleranz bekannt war. Sizilien fiel nun nacheinander unter französische, spanische und österreichische Herrschaft, bis die spanischen Bourbonen die Insel 1734 mit Neapel zusammenführten. Erst 1946 wurde Sizilien unabhängig

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Die Sizilianer litten unter der Kolonisierung und den Rebellionen, viele wurden zu einem Leben in Armut verdammt. Zwischen 1871 und 1914, kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, wanderten viele Sizilianer nach Amerika aus.

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Der Krieg hatte eine verheerende Wirkung auf die Insel, da die Alliierten die Mafia um Hilfe baten und so ein kriminelles Netzwerk in seinem Streben nach Macht unterstützten. Der berüchtigte Mafiaboss Don Calogero Vizzini wurde zu einer politischen Schlüsselfigur, und die Mafia für die nächsten 50 Jahre zu einer furchterregenden Macht auf der Insel. Sie baute ein weitläufiges Netzwerk für den illegalen Heroin- und Kokainhandel auf, das von Palermo bis New York reichte, und etablierte die berühmt-berüchtigte Schutzgelderpressung: ein krimineller Lebensstil, der zahllose Hollywood Blockbuster inspiriert hat. Für die Sizilianer jedoch war dies eine Realität, die bis in die 90-er Jahre andauerte, als einige hochrangige Kriminelle in einer Reihe öffentlichkeitswirksamer Verhandlungen verurteilt wurden.  

Die lange und dynamische Geschichte Siziliens kann man an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Insel ablesen: an den liebevoll restaurierten Altstädten, den Nationalparks und Naturreservaten, sowie an den antiken Ruinen und nicht zu Letzt daran, dass viele Schätze Siziliens von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt worden sind.

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